Común #3 ist erschienen und kann bestellt werden

Pünktlich zum Recht auf Stadt Forum 2020 ist am 15. Mai 2020 die dritte Ausgabe der Común erschienen. Die PDF-Version findet ihr unter »Download«. Inzwischen liegt das Magazin auch gedruckt vor – zum in die Hand nehmen und ohne verpixelte Bilder.

Ihr könnt die Printausgabe bei uns bestellen. Bestellungen bitte per E-Mail an: info(a)comun-magazin.org

Die Común ist in folgen Buchhandlungen und Zentren direkt erhältlich:

  • Berlin: Schwarze Risse (im Mehringhof) und Pro qm (Almstadtstraße 48–50)
  • Hamburg: Buchhandlung im Schanzenviertel (Schulterblatt 55)
  • Bochum: Botopia (Griesenbruchstraße 9) und Bahnhof Langendreer (Kino-Café)
  • Dortmund: Black Pigeon (Scharnhorststraße 50)
  • Bielefeld: Eulenspiegel Buchladen (Hagenbruchstraße 7)
  • Göttingen: Buchladen Rote Straße (Nikolaikirchhof 7)
  • Frankfurt a.M.: Karl Marx Buchhandlung (Jordanstraße 11)
  • Freiburg: Jos Fritz (Wilhelmstraße 15)

 


Editorial

So, I gonna start a Revolution from my bed!

Ja, es gibt uns noch: Wir melden uns von unseren Schreibtischen, Sofas, Fenstern, Balkonen und Gemeinschaftsgärten zu Wort – die stadtpolitische Intervention findet größtenteils vom Home Office aus statt. Zugegeben: In diesem Raum zwischen dem „davor“ und „danach“, in dem der Sound der wohnungs- und stadtpolitischen Proteste nahezu verstummt ist, die Común zu produzieren, fühlt sich anders an. Stadtpolitische Interventionen sind etwas Reales, sie sind ohne physische Präsenz, ohne Begegnungen, ohne Sicht- und Hörbarkeit im öffentlichen Raum nicht denkbar. So wären zehntausende Menschen (allein hierzulande) beim Housing Action Day am 28. März ein kraftvoller Ausdruck der zahlreichen laufenden Proteste und Organisierungen gegen den Mietenwahnsinn in vielen Städten gewesen. Noch Anfang März waren bundesweit Tausende bei den Seebrücke-Demos auf der Straße, um die sofortige Aufnahme von Geflüchteten zu fordern. Das 6. Recht auf Stadt Forum, bei dem sich Mitte Mai mehrere hundert stadtpolitische Aktivist*innen in Weimar getroffen hätten, musste immerhin nicht ausfallen: Die Organisator*innen verlegten es kurzfristig in den virtuellen Raum.

Der schmerzliche Mangel der gewohnten Formen von Öffentlichkeit und des Gemeinsamen bestimmt derzeit unseren politischen Alltag und damit auch die Verunsicherung darüber, ob und wie sich „danach“ an die (stadt)politische Praxis anknüpfen lässt und wann dieses Danach eigentlich beginnt.

Klar ist: Die Corona-Krise verschärft die Situation für Menschen, die in Armut leben, die wohnungslos sind, auf zu engem Raum, in schlechten Wohnverhältnissen oder in engen Unterkünften ausharren müssen, die prekär und ohne soziale Absicherung leben, die Gewaltverhältnissen ausgeliefert sind, die Verantwortung für Sorgearbeit übernehmen. Für sie und viele andere wird die gesellschaftliche Dauerkrise nun zur Existenzbedrohung. Klar ist auch: Öffentliche Daseinsvorsorge, breite Gesundheitsversorgung, Care-Arbeit und verlässliche Nahversorgung haben eine existenzielle Bedeutung für die Gesellschaft. Überdeutlich wird, dass „der Markt“ gar nichts lösen kann, sondern die Krise bloß verstärkt.

Die gesellschaftlichen Auseinandersetzungen um soziale Gerechtigkeit und demokratische Teilhabe, die wir in unseren Städten austragen, machen real keine Pause. Jetzt – im Krisenbewältigungsmodus – finden sie sogar noch stärkeren Widerhall. Einmal mehr zeigt sich: Nur ein solidarisches Gemeinwesen kann solche Krisen bewältigen und Gemeinwohlorientierung ist die einzig sinnvolle Art und Weise die soziale Infrastruktur, die wir zum guten Leben brauchen, zu organisieren und bereitzustellen. Die Kämpfe für bezahlbares Wohnen und gegen Verdrängung sind und bleiben zentral und werden jetzt sogar noch akuter.

Trotz stark eingeschränkter politischer Öffentlichkeit – ruhig ist es auch in der Corona-Krise glücklicherweise nicht: In Analysen, neuen Plattformen und solidarischen Vernetzungen, virtuellen Diskussionsformaten, neuen Aktionsformen, offenen Briefen, Petitionen, Forderungen und mehr wird sich überall eingemischt und mitgemischt. „So, I gonna start a Revolution from my bed!“ war das dazu passende trotzig-kämpferische Motto zum Housing Action Day in Hamburg (siehe die Illustrationen von Christoph Schäfer in diesem Heft). Schließlich haben John Lennon und Yoko Ono mit ihrem „Bed-In“ gegen den Vietnamkrieg bereits 1969 das Bett als Interventionsraum etabliert…

In Común #3 werfen wir auch Schlaglichter auf stadtpolitische Interventionen und solidarische Praxen in Zeiten von Corona. Vor allem aber versammeln wir hier wieder Beiträge zu stadtpolitischen Themen und aus Recht auf Stadt-Bewegungen quer durch die Republik und über Deutschland und Europa hinaus, die vor oder mit Beginn der Corona-Krise verfasst wurden, sich also nicht unmittelbar darauf beziehen. Und im Schwerpunkt geht es um eine ganz andere Form von #NachbarschaftsChallenge, nämlich um die Frage, wie widerständige Nachbarschaften Stadt mitgestalten und verändern.

An alle, die zu diesem Heft beigetragen, dabei geholfen, unterstützt und dafür gespendet haben, ein ganz dickes: Danke! Nur mit euch allen gemeinsam wurde Común #3 möglich.

Viel Spaß beim Lesen und bleibt solidarisch und rebellisch!

die Redaktion (Mai 2020)


Illustration

Jonas Heidebrecht